Lina do Carmo

Voodoo do Plastik

Solo Dance Performance conceived and written by Lina do Carmo

Voodoo do Plastik ist eine Hommage an "L'Age de Nylon" (Nylonzeit), die visionäre Romantrilogie der russisch-französischen Schriftstellerin Elsa Triolet. Zwei der Romane, "Roses à Crédit" und "L'Ame" - "Luna Park" heißt der dritte, dienten als Quelle der Inspiration.

Lina do Carmo erzählt keine stringente Geschichte. Das hat bereits Elsa Triolet auf bewegende Weise Ende der fünfziger Jahre getan. Ihr Tanzstück ist vielmehr eine Reflexion über die Befindlichkeit des Daseins. Die Künstlichkeit, die unsere Leben beherrscht, ist offensichtlich. Wir leben im Zeitalter des Nylons.

Die Tänzerin spielt mit unserer Konfusion an der Schwelle zum dritten Jahrtausend: echt oder falsch, natürlich oder künstlich? In einer Zeit der volldigitalisierten "Disneyworlds" und durchgestylten Silikonbodies haben sich diese Gegensätze längst verflüchtigt. "Plastik" ist die Metapher dieser Zeit - ist ihr Lebenselexier, aber auch ihr Fluch.

Lina do Carmos Panoptikum skurriler Figuren mit den einfachen Mitteln ihres Körpertheaters auf die Bühne zaubert, macht diese Zerrissenheit überdeutlich. Ob Glamourgirl oder Pennerin, Sambatänzerin oder Hausfrau. Stellvertretend träumt die Frau den Traum des Kunststoffs, jenes Materials, mit dem der Mensch zum Schöpfergott wird. Ein Traum, tragisch und komisch zugleich, die Tragikomödie menschlicher Existenz in nuce. 

Der Fortschritt mündet in den Stillstand. Die Spirale wird immer enger und daher auch immer schneller. Der Mensch ähnelt dem Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt... Sein Leben ist identisch mit Geschwindigkeit, ja Hetze. Schon ist auch die Postmoderne wieder vorbei. Wieviel Phantasie wird da erst die Zukunft verlangen?

Voodoo do Plastik - eine Solo Performance, die die Grenzen der Genres (Tanz, visuelles Theater, Cabaret) sprengt.

„Lina do Carmo: eine, die sich unendlich verwandelt. Grande Dame, Pennerin, Glamour-Girl, Queen of Plastic... Die in einem dumpf-dröhnenden, schrill-rüden, dann wieder atemlos-leisen Hexenkessel ein Panoptikum greller Figuren hervorzaubert, heraustanzt. Unsere schöne, bunte Plastikwelt schillert in allen Regenbogenfarben. Kein Tag ohne Plastik, keine randvolle Abfalltonne ohne Lina. Aus grauem Plastik-Einerlei quillt pulsierendes Leben hervor. Unbändige Verkleidungslust beschwört magische Kräfte, schwarze Magie: Voodoo. Erst überquellende Phantasie überwindet tote Materie. Tanz, Pantomime, Cabaret, visuelles Theater: alles das, viel mehr.“ (Michael Klöcker)

Idee, Choreographie und Tanz: Lina do Carmo • Inszenierung: Mara Borba und Lina do Carmo • Licht-Design: Burkhard Jüterbock • Soundtrack: Lina do Carmo (unter Verwendung der Originalmusiken von Karl Lippegaus und Pascal le Pennec) • Bühnenbild und Requisiten: Rudolf Dohmen • Kostüme: Achim Hundhausen • Inspizienz: Leonor Chaves Sprenger • Photographie: Gert Weigelt • Plakatgestaltung: Simone Konejung • Co-Produktion: Theatertransfer Michael Hilleckenbach 

Uraufführung am 30. Juni 1992 im Rahmen des Festivals IBERO-AMERICANA '92 KÖLN

Supported by Kulturamt der Stadt Köln and Fonds Darstellende Künste e.V., Essen

 

Click...